Reisebericht China 2010
Wir müssen ca. 270 km/h schnell sein, der Airbus A330 hebt ab. Rechtskurve, ich blicke hinunter auf den Flughafen. Irgendetwas fehlt gerade, ja genau, Musik. Ich schalte das Bordradio ein, beim 80er Radiosender bleibe ich hängen, es kommt "One night in Bankok" Asien, passt irgendwie! Es folgt "The great commandment" von Camouflage. Wir sind über den Wolken und der 80er Beat kommt gut, ich fühle mich wie ein Entdecker. Entdecker - eigentlich sind wir das ja auch.
15 Studenten der TU Dresden, die meisten aus den Verkehrswissenschaften machen sich mit Prof. Ahrens vom Lehrstuhl für Verkehrs- und Infrastrukturplanung auf den Weg nach China. Mit dabei zwei chinesische Verkehrsingenieurstudenten aus Dresden, Dingjing und Yu, die uns helfen werden Sprachbarrieren zu überwinden und uns ihr Land vorstellen. Nie zuvor war eine Gruppe angehender Dresdner Verkehrswissenschaftler im Reich der Mitte. Doch Verkehrte Welt hat es gewagt und eine Studienreise organisiert.
Wir sind alle gespannt was uns erwarten wird, wie ist dieses Land, von dem so viele reden, aber doch meist niemand da war? Wird man uns freundlich empfangen? 14 Tage werden wir dieses Land entdecken, alles im Blickpunkt des Verkehrs, wir werden Unternehmen besuchen, uns auf der Expo informieren wie "Better City, Better Life" umgesetzt werden kann und natürlich Kontakte knüpfen, vor allem studentische. Zwei Universitäten werden wir besuchen, die Tonji Universität in Shanghai und die Jiaotong Universität in Peking. Unsere Mission: Langfristige Kontakte ins leben rufen.
Wir sind heil in Shanghai gelandet, in der Gangway laufen wir gegen eine Wand aus schwüler Hitze. Der Flughafen ist modern und riesig. Uns erwartet das erste Highlight, eine Fahrt mit dem Transrapid. Schon 2006 besuchte Verkehrte Welt die Teststrecke im Emsland, doch nach dem Unfall sind Mitfahrten nicht mehr möglich. 9000km weiter östlich kommen wir doch in den Genuss. Langsam beschleunigt der Maglev wie er hier genannt wird auf 430 km/h. Nach 7 Minuten und 30 zurückgelegten km kommen wir in Pudong an, dem aufstrebenden Businessstadtheil Shanghais mit seiner Skyline, von hier aus geht es mit der Metro in unser Hotel. Wir sind alle erschöpft von der langen Reise und nehmen uns den Rest des Tages eine Auszeit, jeder auf seine Weise.
Am nächsten Tag geht es früh los, wir müssen nach Anting, einem Vorort von Shanghai. Dort angekommen besuchen wir das VW Werk Shanghai. Nach einem Video geht es auf Elektromobilen durch das Werk, einfach beeindruckend wie groß es ist und was hier alles passiert: Schweißroboter, riesige Pressanlagen und Transportbänder. Vor dem Werk erwarten uns schon Studenten der Tongji Universität, die uns zu ihrem großen modernen Campus begleiten, der nur 10 Minuten entfernt liegt. Nach einem Mittagessen wird uns der Campus und verschiedene Labore gezeigt, hier gibt es einfach alles, sogar eine Magnetbahn Teststrecke. Geführt werden wir von Prof. Zhang, vor 2 Jahren hielt sie in Dresden im Verkehrsplanerischem Kolloquium einen Vortrag über Radverkehr in China, der uns sehr beeindruckte und die Geburtsstunde unserer Chinareise war. An der Verkehrsfakultät hören wir zusammen mit chinesischen Studenten einen Vortrag über das Verkehrskonzept der Expo, anschließend hält Prof. Ahrens einen Vortrag über Verkehrsplanung in Deutschland. Am Ende des Programms ist so manch einer um die E-Mail eines chinesischen Studenten reicher und wir freuen uns dass wir neue Kontakte knüpfen konnten.
Der nächste Tag beginnt mit einem Besuch beim weltweiten Logistikkonzern Kühne + Nagel, wir werden von einem deutschen Mitarbeiter empfangen, der für uns einen Vortrag hält. Eine Rekordzahl nach der anderen fällt, auch ein bisschen Landeskunde bekommen wir. Der Vortrag entwickelt sich zu einer regen Diskussion und der Referent wird nur so von Fragen der Studenten gelöchert. Am Nachmittag hat uns Prof. Zhang einen Termin beim Shanghaier Stadtplanungsamt organisiert, wir hören zwei Vorträge, einen über die Stadtplanung in Shanghai und einen über Verkehrsplanung in Shanghai. Natürlich wird auch hier wieder sehr viel gefragt. Auch die Expo ist wieder ein Thema, ihr widmen wir den ganzen nächsten Tag.
Am Anfang steht ein Besuch des chinesischen Pavillons, danach teilen wir uns in kleine Gruppen und entdecken auf eigene Faust dieses gigantische Gelände mit seinen Länder- und Themen Pavillons. Nach diesem Tag und unzähligen gelaufenen Kilometern sind wir froh das der nächste Tag kein Programm hat.
In kleinen Gruppen haben wir den Tag für Sightseeing genutzt. Am Abend ging es dann mit einer langen atemberaubenden Zugfahrt nach Peking, wo wir am nächsten Morgen ankamen. Wie schon zuvor, hat uns auch diese Fahrt angestrengt. Den Rest des nächsten Tages nutzten wir um uns in der Stadt zurecht zu finden.
Am nächsten Tag erwartet uns ein Tagesprogramm an der Jiaotong-Universität, einer Verkehrsuniversität. Wir bestaunten Labore und hören Vorträge über das chinesische Eisenbahnnetz und den öffentlichen Verkehr in Peking. Anschließend ist noch eine kleine Gruppe in den Sommerpalast gefahren und hat chinesische Kultur live erlebt.
Am nächsten Morgen sind in der Deutschen Botschaft eingeladen, Frau Kautz, die Referentin für Verkehr, hat ein paar Vertreter des Verkehrswesens eingeladen und Prof. Ahrens hält ein Impulsreferat über Verkehrsthemen. Anschließend gehen wir Essen und diskutieren über die vorangegangenen Stunden. An das chinesische Essen haben wir uns mittlerweile auch gewöhnt. Manche können gar nicht genug davon bekommen und mit Stäbchen gehen wir auch schon sicher um.
Am nächsten Tag, dem chinesischen Mondfest, der in ganz China ein Feiertag ist, nutzen wir die Gelegenheit und fahren zur großen Mauer. Der anstrengende Aufstieg führt uns auf fast 1000 Meter, aber es fällt uns leicht, da wir wissen, dass uns eine spannende Sommerrodelfahrt wieder ins Tal bringt. Am Freitag empfängt uns Airbus sowohl in Peking, als auch im neuen Werk in Pekings Hafenstadt Tianjin. Sicher werden wir erstaunt die großen Eisenvögel, wie den A320, ansehen dürfen und auf der Führung viel über die Herstellungsweise und auch den logistischen Prozess lernen. Unsere Fragen können wir dann im Management in der Hauptstadt stellen, so wie schon an den vergangenen Tagen, an denen wir viel über China erfuhren.
Leider muss uns an diesem Tag auch Prof. Ahrens verlassen, weil er in Europa einen wichtigen Termin hat. Uns bleibt noch ein Tag zur individuellen Gestaltung und wir ziehen in kleinen Gruppen los, genießen Peking, kaufen Souvenirs und genießen den letzten Tag hier. Viel zu schnell vergingen die Tage. Nun sitzen wir im Flugzeug und lassen diese fantastische Reise Revue passieren. Wir freuen uns über die viele Unterstützung aus den Gesprächen mit Chinesen und dass wir demnächst bei uns in Deutschland auch chinesische Studenten willkommen heißen dürfen.
Glücklich über die vielen Erlebnisse sind wir uns so sicher, dass es nicht der letzte Asienbesuch war und freuen uns schon auf den nächsten Flug in die Welt.