Wahnsinn wird Wahrheit
Organisation und Durcheinander liegen oft nah beieinander. Der nachfolgende Bericht zeigt die Gratwanderung einer Gruppe Studierender, welche sich ein großes Ziel setzten: China
Mit Beginn des Jahres 2010 bewegten sich ein paar Studierende noch völlig ahnungslos voneinander über den Campus der Technischen Universität Dresden. Sie haben sich nur einmal bei einer gemeinsamen Exkursion vom Verein Verkehrte Welt e. V. in Berlin gesehen, gleichwohl aber nicht viel miteinander zu tun gehabt.
Nur wenige Tage später sollte sich dies grundlegend ändern. Ein Plakat vom Verein offerierte eine Vision: die Bildungsreise nach China. Ruhig blieb es in allen Briefkästen und Telefonen, denn das Plakat sprach nur von einer Idee. Trotzdem meldeten sich vereinzelt studentische Mithelfer und begannen eine kleine Idee zu strukturieren. Nach den ersten hundert eMails wurde im März ein erstes Arbeitskonzept erstellt.
Nun begann der eigentliche Teil der Arbeit: Die Umsetzung.
Insgesamt schrieben alle Mithelfer etwa 5.000 eMails, führten mindestens 500 Telefonate und waren bei 15 offiziellen Treffen bereit ihre Freizeit für eine Vision einzutauschen. Gleichzeitig begann die Suche von Mitreisenden. Mit einem offenen Bewerbungsverfahren zeichneten die nun bereits "verantwortlichen Studierenden" den Weg einer gleichberechtigten Teilhabe aller Studierender und eröffneten neben dem Projekt ein breit gestreutes Bildungsprogramm "China bei uns". Nach überfüllten Seminarräumen und sich häufenden Anfragen waren alle glücklich nun auch mehr und mehr Vorschläge potentieller Partner zu bekommen. Die Idee kam an und das Abreisedatum nährte sich rasant.
Kurz vor der Reise stand dann fest: 15 Studierende, 1 Professor und eine Mitarbeiterin der Stadt Dresden werden den langen Weg nach China gehen. Wenig später stellte sich zum Glück heraus, dass wir dann doch auch fliegen können. Aeroflot war die Wahl. Im Nachhinein eine gute Entscheidung.
Bei einem ersten Vorbereitungstreffen kamen wenige Wochen vor der Reise alle Teilnehmenden zusammen. Spannung lag in der Luft. Wie werden die anderen Wohl sein, wissen sie viel, sind sie in höheren Semestern und was um Gottes Willen wollen auch andere in China? Bereits nach 5 Minuten schien jedoch klar: eine lustige Gruppe junger Menschen versteht sich immer. Bei wunderbarem Essen, Trinken und leckeren Süßigkeiten sprachen alle Mitreisenden den ganzen Tag über China, Besonderheiten, interkulturelle Verständnis, ihre Wünsche und Erfahrungen.
Während des ganzen Planungsprozesses kamen immer wieder neue Vorschläge aller Beteiligten zu Besichtigungs- und Gesprächshöhepunkten im Büro an. Viele waren verschieden und alle im Grunde zum selben Zeitpunkt. Nicht wenige wurden begonnen, doch viele scheiterten an chinesischer Bürokratie, an Verkehrshindernissen und langen abendfüllenden Diskussionen des nun ausgehobenen Organisationsteams, kurz "Orga-Teams".
Die Studierenden trafen sich darin nun regelmäßig, prüften die Konzepttreue, die Verwirklichungsmöglichkeit und das Arbeitspensums jedes Einzelnen. Alle unterstützten sich und waren so in der Lage ein funktionierendes Projektmanagement aufzubauen. Dabei legte das Orga-Team größten Wert auf einen Fakt: Alle Teilnehmende sollten sich mit Ihren eigenen Interessen in die Reise einbringen können und diese verwirklichen.
Mit großer Freude gelang es uns kurz vor der Reise feststellen zu dürfen, dass viele Partner für das Projekt und Verkehrte Welt e. V. gefunden wurden, alle Teilnehmenden ein Visa erhalten haben und ein reichhaltiges Programm in Shanghai und Peking vor uns lag.
Wirklich glauben konnte ich persönlich es allerdings erst im Flugzeug auf dem Weg nach China. Alles schien zu funktionieren und nur ein kurzes Zittern nach der 3-minütigen Suche nach unserem Abholer am Flughafen in Shanghai lies das Projekt nun noch kritisch werden. Doch nachdem Yu uns von weitem mit einem breiten Grinsen zuwinkte wurde aus Wahnsinn Wirklichkeit.